26.03.2024

Volles Haus beim Schmiedefest, das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Veranstaltung wird eingestellt.

Aus für das Schmiedefest in Beckedorf

Warum der Förderverein die Veranstaltung nach 28 Jahren einstellt

Von Gabriela Keller/Weser Kurier, 22.03.2024

Beckedorf. Das Schmiedefest in Beckedorf wird eingestellt. Der Förderverein Beckedorfer Schmiedemuseum, der die Veranstaltung seit 1996 organisiert hat, wird sie künftig nicht mehr ausrichten. Schon in diesem Jahr wird in Beckedorf am 1. Mai kein Feuer in der Esse lodern, werden keine Handwerks- und Flohmarktstände die Straße An der Waldschmiede beleben.

Das Aus für das beliebte Fest, das nicht nur Beckedorfer, sondern Besucher aus der Region zog, hat der Verein auf seiner Mitgliederversammlung am Mittwoch beschlossen. Er zieht damit die Konsequenzen aus Entwicklungen, die es ihm schon seit einigen Jahren immer schwieriger machten, die Veranstaltung durchzuführen.

Der Vorsitzende Norbert Krause nennt die Gründe. Zum einen mangelt es an Aktiven, die bei der Organisation des Festes unterstützen. „Früher hatten wir mal 20 Helfer, jetzt wären es gerade mal acht gewesen.“ Außerdem gebe es kaum noch alte Handwerker, die wie in den vergangenen Jahren ihre Kunst den Besuchern vorführen. Hufschmied, Takler und Drechsel, die früher dabei waren, kämen aus Altersgründen nicht mehr. Auch für das Basteln mit Kindern finden sich laut Krause keine Helfer mehr.

Zuletzt bis zu 1200 Besucher

Aus diesen Gründen sollte es schon im vergangenen Jahr ein deutlich abgespecktes Schmiedefest geben. Nach einem Einbruch im Museum sagte der Verein damals die Veranstaltung schließlich ganz ab. Nun haben die Mitglieder beschlossen, das Schmiedefest endgültig einzustellen – aus und vorbei nach 28 Jahren. Die Ortschaft verliert damit eine ihre größten Veranstaltungen, die zuletzt vor zwei Jahren rund 1200 Besucher zog.

„Es ist schade. Die Veranstaltung hat uns immer großen Spaß gemacht“, sagt der Vorsitzende. Aber aus den genannten Gründen könne der Verein das Fest nicht mehr wie früher auf die Beine stellen. „Die Bereitschaft unserer Mitglieder, sich in das Vereinsleben aktiv einzubringen, lässt spürbar nach“, stellt Krause fest. Das wirke sich auch auf das Kursangebot aus. „In Spitzenzeiten hatten wir mal 18 Kurse.“ 2023 waren es 14 Kurse, wie Ulf Aschmann in seinem Jahresbericht als Referent für historisches Schmiedehandwerk darlegte.

Für 2024 habe man das Kursangebot jedoch reduzieren müssen. Vereinschef Krause begründet dies damit, dass statt zehn nur noch acht Kursleiter zur Verfügung stehen. Insbesondere ehrenamtlich Aktive für die Messerkurse am Wochenende zu finden, sei schwierig. Zehn Kurse gibt es in diesem Jahr, darunter sechs für das Messerschmieden.

Ein Lichtblick für den Verein: Die Nachfrage nach den Kursen ist nach wie vor groß. Die 52 Plätze im vergangenen Jahr waren den Angaben zufolge innerhalb von 24 Stunden ausgebucht und auch die 43 Plätze für das laufende Jahr sind alle belegt. „Die Kurse sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Vereins geworden“, stellt der Vorsitzende fest.

Mitgliederzahl stabil

Die Mitgliederzahlen sind laut Krause stabil. 75 zählte der Verein Ende 2023. Im vergangenen Jahr konnten die Schmiedefreunde zehn neue Mitglieder gewinnen. Unter anderem durch Patenschaften, die der Verein 2023 eingeführt hat. Neue Mitglieder, die das Schmieden lernen wollen, bekommen einen erfahrenen Paten aus den Reihen des Vereins an die Seite gestellt, mit dem sie zu vereinbarten Terminen in der Schmiede arbeiten können. „Das hat uns eine ganze Menge an neuen Mitgliedern beschert“, stellt der Vorsitzende erfreut fest. Die Hoffnung sei, dass der eine und andere sich vielleicht auch mal aktiv in die Vereinsarbeit einbringen möchte.

Durch die neuen Mitglieder werde die Schmiede auch zu den allgemeinen Öffnungszeiten am Freitag stärker belebt, hat Krause festgestellt. Vom 15 bis 18 Uhr sind Werkstatt und Museum an dem Tag für Besucher geöffnet, an anderen Tagen sind nach Absprache Führungen möglich. Im vergangenen Jahr waren unter anderem Studenten der Constructor-University, Schüler der Oberschule Lemhorster Straße und einer Fachoberschule in der Schmiede zu Gast.

Im laufenden Jahr hat der Verein einiges auf dem Grundstück der im Jahr 1812 gegründeten Waldschmiede vor. Verschönerungsarbeiten sind geplant, damit soll eine Gartenbaufirma beauftragt werden. Der Verein selbst will das Grundstück neu einzäunen. Der in die Jahre gekommene Maschendraht-Zaun kommt darüber hinaus weg und wird ersetzt durch zehn historische Zaunelemente aus Eisen, die bislang in Wätjens Park standen, dort aber nicht mehr gebraucht werden. Das Besondere daran: Die Zaunteile wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in der Schlosserei der alten Waldschmiede in Beckedorf hergestellt. „Geplant ist, den Zaun nach Ostern aufzustellen“, sagt Norbert Krause.